Wie Unternehmen Familien unterstützen können

Vereinbarkeit von Familie und Beruf in einer modernen Arbeitswelt

LOFINO Redaktion
  • Kita-Zuschuss
Lesezeit: Minuten | Aktualisiert: 20. Juni 2025

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist längst kein Nice-to-have mehr, sondern ein entscheidender Faktor im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten Sie als Arbeitgeber haben und wie Sie dabei von staatlicher Förderung profitieren können.

Die Ausgangslage

Familie und Beruf als Herausforderung

Der demographische Wandel und der zunehmende Fachkräftemangel stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Gleichzeitig wünschen sich immer mehr Arbeitnehmer*innen flexible Lösungen, um Karriere und Familienleben besser vereinbaren zu können.

Aktuelle Studien zeigen: Über 90% der Beschäftigten zwischen 25 und 40 Jahren bewerten familienfreundliche Arbeitsbedingungen als wichtiger als das Gehalt.

Doch was bedeutet "familienfreundlich" konkret? Die Antwort beginnt bei der grundlegendsten Ressource im Arbeitsalltag: der Zeit.

Flexible Arbeitszeitmodelle

Das Fundament der Vereinbarkeit

Zeit ist für Familien der wertvollste Faktor. Ob Kitabetreuung, Arzttermine oder Schulveranstaltungen – der klassische 9-to-5-Job lässt sich damit nur schwer vereinbaren. Moderne Arbeitszeitmodelle schaffen hier die nötige Flexibilität.

Gleitzeit mit Kernarbeitszeiten

Der erste Schritt zu mehr Flexibilität ist oft die Einführung von Gleitzeit. Eine flexible Gestaltung der Arbeitszeit ermöglicht es Eltern, ihren Arbeitstag an die Öffnungszeiten von Kitas und Schulen anzupassen. Bewährt hat sich ein Modell mit Kernarbeitszeit von 10-15 Uhr und flexiblen Randzeiten zwischen 6-20 Uhr.

Teilzeit und Job-Sharing

Doch manchmal reicht Gleitzeit allein nicht aus. Hier kommen moderne Teilzeitmodelle ins Spiel, die weit über die klassische Halbtagsstelle hinausgehen:

  • Flexible Wochenstundenzahl (20-32 Stunden)
  • Verteilung auf 3-4 Tage möglich
  • Job-Sharing, auch für Führungspositionen
  • Elterntandem-Modelle

Praxistipp: Dokumentieren Sie Arbeitsabläufe und Übergaben digital, um einen reibungslosen Informationsfluss zwischen Team-Mitgliedern und Job-Sharing-Partnern zu gewährleisten.

Vertrauensarbeitszeit

Wenn Gleitzeit und Teilzeit etabliert sind, ist der nächste logische Schritt oft die Vertrauensarbeitszeit. Bei diesem Modell steht das Arbeitsergebnis im Vordergrund, nicht die Anwesenheit. Mitarbeitende können ihre Arbeitszeit weitgehend selbst einteilen – ideal für Familien mit besonderen Betreuungsanforderungen.

Rechtlicher Hinweis zur Vertrauensarbeitszeit

Auch bei Vertrauensarbeitszeit gelten die Vorschriften des Arbeitszeitgesetzes. Die tägliche Arbeitszeit darf acht Stunden nicht überschreiten. Eine Verlängerung auf zehn Stunden ist möglich, sofern im Durchschnitt nicht mehr als acht Stunden pro Tag gearbeitet werden. Pausen sind Pflicht. Nach 6 Stunden Pause von 30 Minuten, nach 9 Stunden von 45 Minuten. Es muss eine 11-stündige Ruhezeit zwischen zwei Arbeitstagen liegen.

Auch die Arbeitszeiterfassung ist bei Vertrauensarbeitszeit verpflichtend, um die gesetzlichen Vorgaben sicherzustellen. Sie muss nachvollziehbar sein.

Kinderbetreuung

Der nächste entscheidende Baustein

Flexible Arbeitszeiten sind wichtig – doch was nutzt die beste Zeitplanung, wenn keine verlässliche Kinderbetreuung verfügbar ist? Hier können Arbeitgeber mit staatlicher Unterstützung wichtige Lösungen anbieten.

Unterstützung bei der Kinderbetreuung

Der Gesetzgeber hat erkannt, wie wichtig Kinderbetreuung ist und fördert diese durch attraktive Steuervergünstigungen:

  1. Betriebseigene Einrichtungen
    • Komplette Kosten als Betriebsausgaben absetzbar
    • Steuer- und sozialversicherungsfrei (§ 3 Nr. 33 EStG)
  2. Barzuschuss zu Betreuungskosten (bekannt als Kita-Zuschuss)
    • Für nicht-schulpflichtige Kinder
    • Für die Betreuungskosten in Einrichtungen wie Kindergärten, Kindertagesstätten, Kinderkrippen, Tagesmütter
    • Muss zusätzlich zum Gehalt gezahlt werden
    • Steuer- und sozialversicherungsfrei (§ 3 Nr. 33 EStG)
  3. Notfallbetreuung im eigenen Hausalt
    • Bis zu 600€ im Kalenderjahr pro Kind steuerfrei
    • Das Kind ist unter 14 Jahre alt, krank und muss kurzfristig betreut werden
    • Betreuung ist aus zwingenden beruflichen Gründen erforderlich

Wichtig: Die Leistungen müssen zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn gewährt werden.

Flexible Angebote für die Notfallbetreuung

Selbst die beste reguläre Betreuung kann nicht alle Situationen abdecken. Was tun, wenn Kita oder Schule geschlossen haben oder das Kind krank ist? Hier sind kreative Lösungen gefragt:

  • Kooperation mit professionellen Notfallbetreuungsdiensten
  • Eltern-Kind-Büros für Ausnahmesituationen
  • Bezuschussung von Tagesmüttern

Homeoffice und mobiles Arbeiten

Die dritte Säule der Vereinbarkeit

Flexible Arbeitszeiten und gute Betreuung – was noch fehlt, ist die räumliche Flexibilität. Die Pandemie hat hier als Katalysator gewirkt und gezeigt: Remote Work funktioniert in vielen Bereichen hervorragend. Nun gilt es, die gewonnenen Erfahrungen nachhaltig zu nutzen.

Steuerliche Aspekte der Homeoffice-Ausstattung

Um das Homeoffice zum vollwertigen Arbeitsplatz zu machen, braucht es die richtige Ausstattung. Auch hier unterstützt der Gesetzgeber:

  • Wirtschaftsgüter unter 800 EUR (zzgl. Umsatzsteuer) sind sofort als Betriebsausgabe absetzbar
  • Höhere Beträge über AfA abschreibbar
  • Computer und Software können seit 2021 direkt abgeschrieben werden (Nutzungsdauer: 1 Jahr)

Auch für die Mitarbeitenden ergeben sich Möglichkeiten, angefallene Kosten im Homeoffice in der Steuererklärung geltend zu machen:

  • Arbeitsmittel bis 952€ (800 EUR zzgl. 19 % MwSt) können als Werbungskosten geltend gemacht werden
  • Bildet das Arbeitszimmer den Mittelpunkt der beruflichen Arbeit, können die tatsächlichen Kosten vollständig als Werbungskosten abgesetzt werden
  • Mitarbeitende ohne eigenes Arbeitszimmer können die Homeoffice-Pauschale (seit 2023 heißt sie Tagespauschale) nutzen: 6 Euro pro Tag, max. 1.260 Euro im Jahr

Erfolgreiche Implementierung

So gelingt der Start

Die technischen Möglichkeiten sind das eine – die organisatorische Umsetzung das andere. Zwei Aspekte sind besonders wichtig:

  1. Treffen Sie klare Vereinbarungen zu:
    • Erreichbarkeit
    • Kernarbeitszeiten
    • Technische Ausstattung
    • Datenschutz
  2. Sorgen Sie für eine digitale Infrastruktur:
    • Sichere VPN-Verbindungen
    • Kollaborationstools
    • Dokumentenmanagement
    • Video-Conferencing
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Für weniger Aufwand bei HR:
LOFINO Homeoffice-Erstattung

Mit unserem Modul Homeoffice-Erstattung können Sie Ihre Mitarbeitenden optimal für das Homeoffice ausstatten und steuerliche Vorteile nutzen.

Wir übernehmen die komplette Verwaltung und sorgen so für weniger Aufwand bei HR und Payroll.

Best Practice: Das Beste aus allen Welten

Die Erfahrung zeigt: Kein einzelnes Modell ist perfekt. Die Zukunft liegt in der intelligenten Kombination verschiedener Ansätze. Erfolgreiche Unternehmen setzen auf Hybrid-Modelle:

  • 2-3 Präsenztage für Team-Meetings und Collaboration
  • Homeoffice für fokussiertes Arbeiten
  • Flexible Anwesenheit je nach Projektphase
  • Regelmäßige Team-Events für den persönlichen Austausch

Fazit und Ausblick

Der Weg zur familienfreundlichen Unternehmenskultur

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein komplexes Puzzle aus vielen Teilen. Flexible Arbeitszeiten, verlässliche Kinderbetreuung und mobiles Arbeiten sind die wichtigsten Bausteine. Wenn diese intelligent kombiniert werden, profitieren alle Seiten: Unternehmen durch motivierte Mitarbeiter und geringere Fluktuation, Beschäftigte durch bessere Balance zwischen Beruf und Familie.

Erste Schritte zur Implementierung

So gelingt der Einstieg in eine familienfreundliche Unternehmenskultur:

Wer familienfreundliche Maßnahmen nachhaltig im Unternehmen verankern möchte, sollte strukturiert vorgehen. Die folgenden Schritte bieten eine praktische Orientierung für den erfolgreichen Start.

  1. Bedarfsanalyse durchführen
  2. Pilotprojekte starten
  3. Führungskräfte schulen
  4. Feedback einholen
  5. Maßnahmen evaluieren und anpassen

Tipp für die Praxis: Beginnen Sie mit schnell umsetzbaren Maßnahmen, die eine große Wirkung erzielen. Oft sind es die kleinen Veränderungen, die den größten Unterschied machen.